Joke / Jokeanima
Der Zeichenzyklus „Joke“ umfasst z.Z. ca. 1200 schwarz/rote Kugelschreiberzeichnungen auf A4 (Hochformat).
Radelfinger setzt in dieser Arbeit seine zeichnerischen Recherchen fort, in denen es um Konditionen der Wahrnehmung und um Beziehungen geht.
Stand im umfangreichen Zyklus VASINAR (1992-2001) die (Un-)Möglichkeit der Selbstwahrnehmung im Zentrum, beschäftigt sich „Joke“ mit der Wahrnehmung des Andern; der Welt, des Gegenübers, des Mitmenschen. Diesen Aspekt hat Radelfinger ein erstes Mal in seiner Arbeit „Mist Tänzer“ bearbeitet, die 1991 in Nürnberg (Institut für moderne Kunst) zu sehen war.
Radelfingers Arbeiten scheinen eine endlose , sich fortschreibende Recherche zu sein, deren Fragmente sich immer weiter aufsplittern, verzweigen, wiederauftauchen und wiederholen. Gerade dadurch wird – paradox - allmählich eine Ahnung evoziert: Lauter Bäumen wird der Wald sichtbar.
„Joke“ sind Entwürfe intimer, individueller und gesellschafts- politischer Schichten. Ein grosser (Falten-) Wurf, durch den überraschende Nachbarschaften und Beziehungen hergestellt werden. Nicht zuletzt wird die Beschäftigung mit dem Wesen der Falte selbst zum thematischen Motiv. (Siehe auch“ Kissen & Falten.
Die Zeichnungen von „Joke“ haben oft den Charakter von Witzzeichnungen. Radelfinger versucht die freudsche Verbindungslinie von „Traumarbeit“ und „Witzarbeit“ und ihren Techniken konsequent in seiner „Bildarbeit“ weiterzuzeichnen. Die Freude am Komischen und Banalen wird sichtbar.
Das Denken in Bildern , das Aufdecken von individuellen und soziokulturellen „Grundbildern“, die Verbindung der (leiblichen) Bewegung mit der Bewegung des Denkens; das sind Merkpunkte im Schaffen von Radelfinger. Es geht dabei weder darum, einen ausgearbeiteten Gedanken zu illustrieren, noch darum über „Bilder „ nachzudenken. Vielmehr soll mit den Bildern und ausgehend von ihnen gedacht werden, bis man den Gedanken aus den Bildern selbst hervorgehen sieht. Radelfinger entwickelt in seiner Arbeit „Joke“ eine „Poetik der Beziehungen“, Dabei geht es weniger um Strukturen, als um Prozesse, um Muster von Beziehungen. Das Medium der Zeichnung zeichnet sich fort: Eine Konstante in Radelfingers Werk.
Diese vielfältigen Recherchen versucht Radelfinger konsequent in Rauminstallationen zu exponieren.Diese Vielschichtigkeit und Prozesshaftigkeit wird dadurch erlebbar.
Jokeanima
Eine Weiterführung ist Radelfinger durch die (minimale) Animation der Zeichnungen gelungen. Die Irritationen zielen auf ein Aufbrechen unserer Wahrnehmungsmuster, um ein wenig freies und windiges Chaos hereindringen zu lassen und in einem plötzlichen Lichtschein eine Vision zu rahmen, die durch den Schlitz erscheint. Dazu ist das Ganze verführerisch unterhaltsam.
Im Verlag für moderne Kunst Nürnberg ist das Buch „Hin und Her“ erschienen: Texte von Ruth Schweikert; Zeichnungen aus der Arbeit „Joke“ von Peter Radelfinger.
ISBN-10:3-938821-99-x oder
ISBN-13:978-3-938821-99-2